Frühling-Feste.de
Herzlich Willkommen

Mai-Gedichte klassischer Autoren

Klassische Gedichte zur Maienzeit

Maikäfer auf Pfingstrosenknospe
Foto: CPKarhu / pixabay.com

Max Dauthendey (1867-1918)
Am Berg wärmt die Sonne das Maiengrün

Am Berg wärmt die Sonne das Maiengrün
Und selbst der alltägliche Himmel will blühn.
Er wird stündlich größer und tiefer und kühn,
Zieht Bäume und Menschen zu sich hinauf.
Aller Sehnsucht fällt wie ein Schuss aus dem Lauf,
Und Keiner hält mehr die Liebe auf.

Klassische Mai-Gedichte von A - Z

Am Berg wärmt die Sonne das Maiengrün
Max Dauthendey

An den Mai
Gustav Falke

Das Birkenbäumchen
Gustav Falke

Das erste Lied
Victor Blüthgen

Frühkonzert im Mai
Heinrich Seidel

Frühlingsgespenster
Julius Sturm

Frühlingslied
Ludwig Christoph Heinrich Hölty

Im Grünen
Robert Reinick

Im Mai
Johannes Brassel

Im Mai
Peter Zirbes

In dem Wald im grünen Mai
Maria Waser

In der Mainacht
Karl Ernst Knodt

 

Mai
Frieda Jung

Mai
Theodor Storm

Maienregen
Frieda Jung

Mailied
Ludwig Christian Hölty

Mailied
Elisabeth Kulmann

Mainacht
Julius Sturm

Maisonntag
Theodor Fontane

Maiwunder
Richard O. Koppin

Neuer Mai und neue Lust
Wilhelm Jensen

Verlor´ner Mai
Johann Nepomuk Vogl

 

Robert Reinick (1805-1852)
Im Grünen

Sonnenschein und Blütenduft,
das ist ein Vergnügen!
Wenn in blauer Maienluft
hoch die Lerchen fliegen.

Wenn des Baches Wellen sich
durch die Blumen schmiegen,
und die Schmetterlinge sich
auf den Halmen wiegen.

Ach, wie ist es da so schön,
tief im Gras zu liegen
und zum Himmel aufzusehn!
Das ist ein Vergnügen.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)
Frühlingslied

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.

Gustav Falke (1853-1916)
Das Birkenbäumchen

Ich weiß den Tag, es war wie heute,
ein erster Maitag, weich und mild,
und die erwachten Augen freute
das übersonnte Morgenbild.

Der frohe Blick lief hin und wieder,
wie sammelt er die Schätze bloß?
So pflückt ein Kind im auf und nieder
sich seine Blumen in den Schoß.

Da sah ich dicht am Wegesaume
ein Birkenbäumchen einsam stehn,
rührend im ersten Frühlingsflaume.
Konnt’ nicht daran vorübergehn.

In seinem Schatten stand ich lange,
hielt seinen schlanken Stamm umfaßt
und legte leise meine Wange
an seinen kühlen Silberbast.

Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
im zarten Laub wie Schmeichelhand.
Ein Zittern lief herab, als fühlte
das Bäumchen, daß es Liebe fand.

Und war vorher die Sehnsucht rege,
hier war sie still, in sich erfüllt;
es war, als hätte hier am Wege
sich eine Seele mir enthüllt.

Victor Blüthgen(1844 - 1920)
Das erste Lied

Wer hat das erste Lied erdacht,
Das in die Lüfte scholl?
Der Frühling fand's in lauer Nacht,
Das Herz voll Wonnen voll;
Er sang es früh im Fliederbaum
Und schlug den Takt dazu:
"O Maienzeit, o Liebestraum,
Was ist so süß wie du!"

Da kamen Mück' und Käferlein,
Waldvöglein sonder Zahl,
Die übten ihre Weisen ein
Wohl an die tausendmal;
Sie trugen's durch den Himmelsraum
Und durch die Waldesruh':
"O Maienzeit, o Liebestraum,
Was ist so süß wie du!"

Mir sang's am Bach die Nachtigall,
Da ward mir wonnig weh;
Nun folgt das Lied mir überall
Durch Duft und Blütenschnee;
Ich pflück' den Zweig vom Fliederbaum,
Und sing' es immerzu:
"O Maienzeit, o Liebestraum,
Was ist so süß wie du!"

Heinrich Seidel (1842-1906)
Frühkonzert im Mai

Die Lerche steigt am Morgen
Noch vor der Sonne auf -
In Dämmerschein verborgen
Schwebt singend sie hinauf.
Sie badet ihr Gefieder
Im ersten Morgenstrahl
Und stürzt sich jauchzend nieder
Ins grüne Wiesenthal.

Was hat der Fink zu schlagen
Auf seinem grünen Ast?
Er hat nicht viel zu sagen,
Doch sagt er’s ohne Rast
Die Schwalbe gar im Fluge
Singt hell ihr krauses Lied.
Dieweil der Staar, der kluge,
Die Silbertöne zieht.

Die Nachtigall im Flieder
Sang schon die ganze Nacht,
Nun jauchzet sie schon wieder,
Da kaum der Tag erwacht.
Wie drängt in Frühlingstagen
Sich Liebe, Lust und Leid -
Es ist nicht auszusagen
In dieser kurzen Zeit!

In jungen Blüthenzweigen
Da rieseln fröhlich hin
Wie Pfeifen und wie Geigen
Grasmücken-Melodien.
Es tönt vom Erlenhage
Mit weichem Flötenklang
Wie eine sanfte Frage
Des Fitis holder Sang.

Es jauchzt von allen Ästen,
Aus jedem Busch hervor -
Klingt manches nicht zum besten,
Es macht sich doch im Chor.
Denn horch nur - welch ein Schwätzen
Im Schilfrohr, welch Geknarr -
Halb klingt’s wie Sichelwetzen
Und halb wie Froschgequarr!

Es brüllt im Sumpf die Dommel
Von Frühlingslust erfasst,
Der Specht rührt seine Trommel
Auf einem dürren Ast.
Der Storch im Wiesengrunde
Will auch nicht müssig sein,
Als dritter nun im Bunde
Fällt er mit Klappern ein.

Dem frühlingstrunknen Ohre
Erscheint auch dieses schön -
Zu einem frohen Chore
Schwillt all dies Lustgetön,
Und seine Klänge schweben
Empor zum Himmelszelt!
"Wie herrlich ist das Leben
Auf dieser schönen Welt!"

Elisabeth Kulmann (1808 - 1825)
Mailied

Pflücket Rosen, um das Haar
Schön damit zu kränzen,
Reihe dich, o junge Schaar,
Dann zu frohen Tänzen!

Nehmt die Leier von der Wand,
Kränzet sie und gebet
Sie dem Sänger in die Hand,
Der sie uns belebet.

Freuet euch, so lang der Mai
Und der Sommer währet;
Nur zu bald sind sie vorbei,
Und der Winter kehret.

Lange müßt ihr dann auf's neu
Bei der Lampe sitzen,
Und bei ew'gem Einerlei
Saurer Arbeit schwitzen.

Julius Sturm 1816 - 1896
Frühlingsgespenster

Ich saß noch spät in meinem Zimmer,
Studierend bei der Lampe Schimmer,
Und ob mein Auge müd und matt,
Wandt' ich doch emsig Blatt um Blatt.

Da klopft' es plötzlich an mein Fenster;
Ich glaube zwar nicht an Gespenster,
Doch weil gar hoch mein Fenster war,
Schien mir das Klopfen wunderbar.

Ich spähte in die nächt'gen Räume,
Der Mond schien freundlich durch die Bäume,
Tief unten schlug die Nachtigall
Sonst tiefes Schweigen überall.

Doch kaum saß ich zu lesen nieder,
Da klopft' es auch vernehmlich wieder,
Weit macht ich nun das Fenster auf,
Und ließ den Klopfern freien Lauf.

Und plötzlich schwärmten durch das Fenster
Zwei braune surrende Gespenster; —
Maikäfer waren's, die's verdroß,
Daß ich im Zimmer mich verschloß;

Dass ich mich über Bücher härmte,
Genießend nicht  wie sie, durchschwärmte
Die linde, weiche Maiennacht
Voll Blütenduft und Sternenpracht.

Theodor Storm (1817-1888)
Mai

Die Kinder schreien »Vivat hoch!«
In die blaue Luft hinein;
Den Frühling setzen sie auf den Thron,
Der soll ihr König sein.

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
All, all, die da blühten am Mühlengraben.
Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest
In ihren kleinen Fäusten haben.

Karl Ernst Knodt 1856 -1917
In der Mainacht

Was ist's, das in der Maiennacht
So breite, weite Streifen webt
Und wie ein schneeiger Seidenglanz
Auf Wiesen und um Bäume lebt?

Es ist das leise Mondenlicht,
Das auf die weißen Blüten fällt
Und aus der braunen Sommernacht
Uns Wege weist zu höhrer Welt.

Theodor Fontane (1819 - 1898)
Maisonntag

Du klare Luft, du liebe Sonne,
Du grüner Wald, du Blütental
Du ganze große Maienwonne,
sei mir gegrüßt viel tausendmal.

Wie regungslos ob deiner Schöne
Hemmt seinen Lauf der Morgenwind,
Und Vogelsang und Glockentöne
Nur in der Luft lebendig sind.

Es steigt der Rauch vom Hüttenherde
Wie Abels Opfer himmelwärts,
Doch höher hebt sich von der Erde
Mein Lied - und dankerfülltes Herz!

Julius Sturm 1816 - 1896
Mainacht

Es blühen und glühen die Rosen,
Wie rote Flammen am Strauch,
Die Abendwinde umkosen
Die Rose mit schmeichelndem Hauch.

Violen duften und Flieder
Mit süß berauschender Macht,
Und flötende Nachtigalllieder
Durchfluten die weiche Nacht.

Das ist die heimliche Stunde,
Wo leise vom Himmel steigt
Der Lenz und mit küssendem Munde
Zur blühenden Erde sich neigt.

Johannes Brassel 1848 - 1916
Im Mai

Wonnemonat ist der Mai,
Hängt an Hecken rote Rosen,
Daß mit Vöglein mancherlei
Sie in Maienwonne kosen.

Greift mit seiner Sonnenhand
In das Blumenkörbchen lachend,
Und er streut ins grüne Land
Blüten, erst vom Schlaf erwachend.

An den Zweigen in der Luft
Bleiben tausend Sterne hangen,
Selbst auf stiller Totengruft
Hebt sich ein lebendig Prangen.

Und die Mutter Erde lacht
Auf zum Himmel vor Entzücken,
Weil der Mai so viel gebracht,
Alle Wesen zu beglücken.

Denn mit ihm in Duft und Glanz
Wallt die Liebe durch die Fluren,
Und beglückt von ihrem Kranz
Folgen tausend ihren Spuren.

Sieh', das junge Schwalbenpaar
Kost auf einem Blütenaste;
Was so lange fremd sich war,
Lädt die Liebe heut' zu Gaste.

Selbst in uns'rer alten Brust
Regt sich neu, was längst verklungen,
Durch sie zieh'n in Jugendlust
Selige Erinnerungen.

Und kannst du nicht jung mehr sein,
Wandeln nicht wie einst zu zweien,
Nun, so magst dich and'rer freu'n -
Und im Herzen muß es maien!

A. H. Hoffmann von Fallersleben 1798 - 1874
Maiglöckchen und die Blümelein

Maiglöckchen läutet in dem Tal,
das klingt so hell und fein,
so kommt zum Reigen allzumal,
ihr lieben Blümelein!

Die Blümchen, blau und gelb und weiß
Sie kommen all herbei,
Vergißmeinnicht und Ehrenpreis
und Veilchen sind dabei.

Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu
und alle tanzen dann.
Der Mond sieht ihnen freundlich zu,
hat seine Freude dran.

Den Junker Reif verdroß das sehr,
Er kommt ins Tal hinein;
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr.
Fort sind die Blümelein.

Doch kaum der Reif das Tal verläßt,
da rufet wieder schnell
Maiglöckchen auf zum Frühlingsfest
und leuchtet doppelt hell.

Nun hält's auch mich nicht mehr zu Haus
Maiglöckchen ruft auch mich.
Die Blümchen gehn zum Tanze aus,
zum Tanzen geh auch ich!

Richard O. Koppin 1879 - 1939
Maiwunder

WIE ist das nur zugegangen?
Über Nacht, mit einem Mal,
tausend Blütenherzen sprangen,
winden sich in weißen Schlangen
taubetupft durchs tiefe Tal.

An den Bächen, auf den Hängen,
schäumt es auf wie Gischt am Meer,
durch der Gärten Gitterengen
seh' ich's doldendicht sich zwängen.
Wiesen atmen düfteschwer.

Myriaden Flimmerfunken
sprüht das blaue Seidendach,
Falter flattern taumeltrunken,
und, ganz frühlingsrauschversunken,
tauml' ich all dem Taumel nach.

Gustav Falke 1853 - 1916
An den Mai

Schäm dich Gesell! Kein Sonnenschein?
Und du stellst dich als Mai hier ein?
Du bist der rechte Tröster nicht!
Wer mag dein garstig Angesicht
Noch länger sehn? Geh reisen!
Schon reift dein Bruder uns heran,
Der Juni, der wird unser Mann,
Und wird sich hold erweisen.

Sieh da! Ein blanker Sonnenstrahl!
So bist du doch nicht ganz entherzt
Und lächelst auch einmal?
Doch lieber Freund, es ist verscherzt!
Das ist kein Mai, der sich bedenkt
Und tropfenweise sich verschenkt,
Ein Mai muß aus dem Vollen fließen,
Wir müssen ihn wie Wein genießen
Und wie in seligem Rausche sein,
Pack ein!

Ludwig Christian Hölty 1748 - 1776
Mailied

Der Anger steht so grün, so grün,
die blauen Veilchenglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter.
Der Wiesengrund ist schon so bunt,
und färbt sich täglich bunter.
Drum, komme, wem der Mai gefälllt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte

Frieda Jung 1865 - 1929
Mai

Übermächtig Glanzgeflimmer
Neuen süßen Maienlichts,
Wie wird doch bei deinem Schimmer
All mein bißchen Leid zu nichts!

Dünkt mich fast wie töricht Prahlen
Mit verwehtem Kinderschmerz!
Noch ein Bündlein Sonnenstrahlen, —
Und voll Jauchzen steht mein Herz!

Frieda Jung 1865 - 1929
Maienregen

War das ein Flimmern und Schimmern und Glühn
In der Frühlingssonne!
Der Himmel so blau, die Erde so grün!
War das eine Wonne!
Ein Baden im flutenden Sonnenschein!
Die Knospen lachten
Und dachten,
Es müsse immer so sein.

Doch der Frühlingshimmel sagte: „Nein,
Mein Blumenwölkchen!
Meinst du denn, du wärst auf der Welt
Nur zum Lachen und Träumen bestellt?
Wachsen sollst du und blühn!"
Und ließ ein Wölkchen
Langsam über die Sonne ziehn.
Das trug einen Schleier vor dem Gesicht,
Ganz dicht.
Die Knospen kannten es nicht,
Und duckten die Köpfchen.

Und nun ein Tröpfchen,
Und noch eins, und hundert.
Die Blumenkinder schauten verwundert:
Was war das?
Nun kamen sie gar zu tausend, zu tausend,
Die silbernen Tropfen, rieselnd und brausend.
Waren schon Röckchen und Löckchen naß!
Sprachen die Blumen in leisem Zagen:
„Muß das sein?
Wir sind eigentlich mehr für Sonnenschein!"

Und wieder sagte der Himmel: „Nein,
Ihr Kleinen!
Ein wenig, ein ganz klein wenig muß auch
Der Frühling weinen.
Trinkt nur die frische, kühle Flut!
Sie tut gut!
Trinkt sie hinein in Wurzel und Schaft:
Maienregen ist Gottessegen!
Maienregen gibt Lebenskraft!"

Und sie horchten auf und hielten still,
Da fühlten sie innen ein Wachsen und Strecken,
Ein heimliches Sich-in-die-Höhe-recken, —
Etwas, so wunderbar,
Was noch schöner als träumen war!
Und sie hielten still, — ganz still. —

Und dann: verweht der graue Flor!
Sonne, nur Sonne rings auf den Wegen!
Wo sie erst ein Wölklein gesehn,
Sahen sie nun ein Englein stehn. - -
Maienregen ist Gottessegen!

Peter Zirbes 1825 - 1901
Im Mai

Hier auf des Berges Höh'
Gerne man stehet,
Wenn über Wald und See
Frühlingshauch wehet.
Vöglein in Strauch und Zweig,
Blümlein am Wiesenteich
Freuen das Herz, das vor Wonne vergehet.

Wölkchen im Blau entlang
Zieh'n nicht vergebens,
Veilchen im Lerchenhang
Freu'n sich des Lebens.
Röslein auf brauner Haid'
Prangen im Sonntagskleid,
Ewige Kraft des unendlichen Lebens!

Waldestal, Felsenborn,
Gräslein im Grunde,
Blühender Baum und Dorn,
Wirkend im Bunde!
Alles, was naht und flieht;
Alles, was welkt und blüht,
Singt des Allmächtigen ewige Kunde!

Johann Nepomuk Vogl 1802 - 1866
Verlor´ner Mai

Es blüht der Mai, es lacht der Mai,
Der Frohsinn ist erwacht auf’s Neu’,
Wie kommt’s, dass mir so trüb’ im Sinn?
Die Lieb’ ist hin, die Lieb’ ist hin!

Wie schlagt so schön die Nachtigall,
Melodisch rauscht der Wasserfall,
Wie kommt’s, dass mir so trüb’ im Sinn?
Die Lieb’ ist hin, die Lieb’ ist hin!

Die Bäume sind so wundergrün,
Wohin ich trete, Blumen blüh’n,
Wie kommt’s, dass mir so trüb’ im Sinn?.
Die Lieb’ ist hin, die Lieb’ ist hin!

Was nützt nun Mai und Nachtigall,
Was Blume, Baum und Wasserfall?
Hängt nicht an dir ein Herz voll Treu’,
Blüht nun und nimmer dir der Mai.

Maria Waser 1878 - 1939
In dem Wald im grünen Mai

Ging in froher Maienlaune
In den lieben Wald hinaus,
Sah die Quellen rauschend springen,
Hörte tausend Vögel singen,
Sang und Klang und Dirumdei:
In dem Wald im grünen Mai!

Weiter kam ich zu dem Plätzchen,
Wo die blauen Veilchen blühn,
Hört' in übermüt'gem Reihen
Unsere liebe Jugend schreien
Jagend, lachend, lustig frei —
In dem Wald im grünen Mai!

Und an jener lausch'gen Stelle,
Wo die Birken flüsternd stehn,
Sah in heimlich holdem Schweigen
Junger Liebe zartes Zeigen.
Glückversunken träumten Zwei
In dem Wald im grünen Mai...

Aber dort am Waldesrande,
Wo die Wege sauber glatt,
Sah im Birkenhäuschen drinnen
Ich ernsthafte Männer sinnen;
Sprachen mürrisch allerlei
In dem Wald im grünen Mai...

Redeten von schlechten Zeiten,
Von der bösen heut'gen Welt,
Wie sie ohne Ideale,
Unberührt vom Heilgen Strahle,
Wie verfault die Jugend sei...
In dem Wald im grünen Mai!

Johann Nepomuk Vogl 1802 - 1866
Maienregen

Wolke will hernieder sinken,
Regen rauscht ins Tal herein,
Wie nur da so gierig trinken
All’ die Blätter groß und klein.

Bald mit schimmernden Juwelen
Ist der Wiese Grün durchstickt,
Selbst der Käfer scheint mit hellen
Silberperlen ausgeschmückt.

Doch nicht lang’, so ziehen wieder
Fort die Wolken segensschwer,
Und es streuet Baum wie Flieder
Duft und Funken um sich her.

Und die Luft erschallt von Tönen,
Und die Sonne lächelt lind,
Wie durch kaum verweinte Tränen
Oft du lächeln siehst ein Kind.

Wilhelm Jensen 1837 - 1911
Neuer Mai und neue Lust

Neuer Mai und neue Lust,
Neuer Lenz und neue Liebe,
Und es sprossen aus der Brust
Junge Knospen, frische Triebe.

Alles drängt in froher Hast,
Nichts will säumen, nichts will warten
Und ich sollt', ein dürrer Ast,
Ragen durch den Frühlingsgarten?