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Klassische Ostergedichte

Die schönsten klassischen Gedichte zur Osterzeit

Ostermotiv Vintage
Bild: lillaby / pixabay.com

Friedrich von Bodelschwingh (1864-1936)

Im Licht der Ostersonne
bekommen die Geheimnisse der Erde
ein anderes Licht

Klassische Ostergedichte von A - Z

Am Ostermorgen
Emanuel Geibel

Auf ein Ei geschrieben
Eduard Mörike

Blauer Himmel und weiße Blüten
Otto Julius Bierbaum

Das Häslein
Christian Morgenstern

Das Osterei
Hoffmann v. Fallersleben

Das Osterhäslein
Friedrich Güll

Der Osterhas
Christian Morgenstern

Die Glocken läuten das Ostern ein
Adolf Böttger

Karfreitag
Julius Sturm

Karwoche
Alfons Petzold

Oh Welt in einem Ei
Joachim Ringelnatz

Ostergruß
Elisabeth Kolbe

Osterjubel
Angelius Silesius

 

 

 

 

Osterlied
Paula Dehmel

Osterlied
Adolf Böttger

Osterlied
Julius Sturm

Ostern
Otto Baisch

Ostern (Spruch)
Eduard Baltzer

Ostern
Joseph von Eichendorff

Ostern
Richard Koppin

Ostern
Joachim Ringelnatz

Ostern 
Ferdinand von Saar 

Ostern
Julius Sturm

Osterspaziergang
Johann Wolfgang von Goethe

Ostertag
Heinrich Hoffmann

Palmsonntag in der Frühe ...
Alfred Formey

Willkommen Ostertag
A. H. Hoffmann von Fallersleben

Zur Osterzeit
Clara Müller-Jahnke

Zur Osterzeit
Friedrich Spee von Langenfeld

 

 

Elisabeth Kolbe (1864-1936)
Ostergruß

's ist Osterzeit! Wenn Du's nicht wissen solltest,
So kündeten Dir's Fink und Amsel an,
Und wenn Du diese nicht vernehmen wolltest,
So hätte es der Veilchenduft gethan,
Der süß berauschend – als ein Frühlingsbote
Aus einer lieblicheren Welt entschwebt –
Mit holden Wohlgerüchen die noch tote
Natur zum Auferstehungsfest belebt.

's ist Osterzeit! Wie Dich im Lenzgetriebe
Die Blumen grüßen und der Vöglein Schlag,
So grüßt Dich aus der Ferne heut' in Liebe
Ein treues Herz zum frohen Ostertag;
Es wünscht dir ein beglückendes Versenken
In die an Wundern reiche Frühlingszeit
Und ein noch mehr gesegnetes Gedenken
Der uns geoffenbarten Herrlichkeit.

's ist Osterzeit! Nun wirf sie ab, die Sorgen,
Dem neuen Morgen hoffend zugewandt,
Und fühle Dich in dessen Hand geborgen,
Der die Erlösung für sein Volk erfand!
Gewiß, wie er ein tausendfaches Leben
In Wald und Flur jetzt wundermächtig schafft,
Wird er auch Deinem Herzen wieder geben
Der Osterhoffnung neue Lebenskraft.

Ferdinand von Saar (1833-1906)
Ostern

Ja, der Winter ging zur Neige, 
holder Frühling kommt herbei, 
lieblich schwanken Birkenzweige, 
und es glänzt das rote Ei.

Schimmernd wehn die Kirchenfahnen
bei der Glocken Feierklang,
und auf oft betretnen Bahnen
nimmt der Umzug seinen Gang.

Nach dem dumpfen Grabchorale
tönt das Auferstehungslied,
und empor im Himmelsstrahle
schwebt er, der am Kreuz verschied.

So zum schönsten der Symbole
wird das frohe Osterfest,
dass der Mensch sich Glauben hole,
wenn ihn Mut und Kraft verlässt.

Jedes Herz, das Leid getroffen, 
fühlt von Anfang sich durchweht, 
dass sein Sehnen und sein Hoffen 
immer wieder aufersteht! 

Paula Dehmel (1862-1918)
Osterlied

Has, Has, Osterhas, 
Wir möchten nicht mehr warten! 
Der Krokus und das Tausendschön, 
Vergissmeinnicht und Tulpe stehn
Schon lang in unserm Garten.

Has, Has, Osterhas
Mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten raus,
Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
Wann kommst du Frühling feiern?

Has, Has, Osterhas, 
Ich wünsche mir das Beste! 
Ein großes Ei, ein kleines Ei
Und ein lustiges Dideldumdei, 
Alles in einem Neste!

Clara Müller-Jahnke 1860-1905
Zur Osterzeit

Ist das ein Ostern! - Schnee und Eis
hielt noch die Erde fest umfangen;
frostschauernd sind am Weidenreis
die Palmenkätzchen aufgegangen.

Verstohlen durch den Wolkenflor
blitzt hie und da ein Sonnenfunken -
es war, als sei im Weihnachtstraum
die schlummermüde Welt versunken.

Es war, als sollten nimmermehr
ins blaue Meer die Segel gehen, -
im Park ertönen Finkenschlag,
und Veilchenduft das Tal durchwehen. -

Und dennoch, Seele, sei gewiß:
Wie eng sich auch die Fesseln schlingen,
es wird der Lenz, das Sonnenkind,
dem Schoß der Erde sich entringen.

Dann sinkt dahin wie Nebelflor
auch all dein Weh und deine Sorgen,
und veilchenäugig lacht dich an
ein goldner Auferstehungsmorgen! 

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weisses,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit' und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.

Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Das Häslein

„Unterm Schirme, tief im Tann,
hab ich heut gelegen,
durch die schweren Zweige rann
reicher Sommerregen.

Plötzlich rauscht das nasse Gras –
stille! Nicht gemuckt! –
Mir zur Seite duckt
sich ein junger Has –

Dummes Häschen,
bist du blind?
Hat dein Näschen
keinen Wind?

Doch das Häschen, unbewegt,
nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.

Ohne Atem lieg ich fast,
lass die Mücken sitzen;
still besieht mein kleiner Gast
meine Stiefelspitzen …

Um uns beide – tropf – tropf – tropf –
traut eintönig Rauschen …
Auf dem Schirmdach – klopf – klopf – klopf …
Und wir lauschen … lauschen …

Wunderwürzig kommt der Duft
durch den Wald geflogen;
Häschen schnuppert in die Luft,
fühlt sich fortgezogen;

Schiebt gemächlich seitwärts, macht
Männchen aller Ecken …
Herzlich hab ich aufgelacht –
Ei, der wilde Schrecken!“

Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
Das Osterei

„Hei, juchhei! Kommt herbei!
Suchen wir das Osterei!
Immerfort, hier und dort
und an jedem Ort!

Ist es noch so gut versteckt,
endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei ! Dort ein Ei!
Bald sind’s zwei und drei!

Wer nicht blind, der gewinnt
einen schönen Fund geschwind.
Eier blau, rot und grau
kommen bald zur Schau.

Und ich sag’s, es bleibt dabei,
gern such ich ein Osterei:
Zu gering ist kein Ding,
selbst kein Pfifferling.“

Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
Ostern

„Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: Wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
Soweit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.“

Joachim Ringelnatz 1883-1934
Ostern

Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
"Glockenklingen" sich auf "Lenzesschwingen"
Endlich reimt
Und der Osterhase hinten auch schon presst,
Dann kommt bald das Osterfest.

Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, -
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Bräuten
Draussen schwelgen mit berauschten Händen -
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Ausserdem - unter Umständen -
Ungesetzlich.

Aber morgens auf dem Frühstückstische
Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
Durch geheime Gänge und Gedärme
In die Zukunft zieht
Und wie dankbar wir für solchen Segen
Sein müssen.

Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
Die so langgezogene Kugeln legen.

Eduard Mörike 1804-1875
Auf ein Ei geschrieben

Ostern ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?

Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich tät's gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln.
Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.

Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
Wohl die Henne? wohl das Ei?

Wäre das so schwer zu losen?
Erstlich ward ein Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat's der Osterhas gebracht.

Christian Morgenstern 1871 - 1914
Der Osterhas

Die Sonne geht im Osten auf,
der Osterhas beginnt den Lauf.
Um seinen Korb voll Eier sitzen
drei Häslein, die die Ohren spitzen.

Der Osterhas bringt just ein Ei -
da fliegt ein Schmetterling herbei.
Dahinter strahlt das blaue Meer
mit Sandstrand vorne und umher.

Der Osterhas ist eben fertig -
das Kurtchen auch schon gegenwärtig!
Nesthäkchen findet - eins, zwei drei,
ein rot, ein blau, ein lila Ei.

Ein Ei in jedem Blumenkelche!
Seht, seht, selbst hier, selbst dort sind welche!
Ermüdet leicht im Morgenschein
schlief Kurtchen auf der Wiese ein.

Die Glocken läuten bim, bam, baum,
und Kurtchen lächelt zart im Traum.
Di di didl dum dei wir tanzen mit unsren Hasen,
umgefasst, zwei und zwei, 
auf schönem, grünem Rasen.

Joachim Ringelnatz 1883 - 1934
Oh Welt in einem Ei 

Oh Welt im Ei, von Haut
und Schale rings umgeben!
Wenn dich die Sonne schaut,
beginnt dein freieres Leben.

Dann lebst du, wie dein Ahne will,
als Strauß, als Fisch, als Krokodil,
als Huhn ein Mehrerwachen,

Ein größeres Glück und größere Qual
in einem weiteren Oval.
Bis neue Schalen krachen.

O Welt in einem Ei,
wie Wichtiges entscheidet sich,
geht deine Wand entzwei,
vielleicht verschlingt man, kocht man dich,
ißt dich mit Senf, mit Kaviar
(Störs ungezählten Eiern!)

Und wenn sie Ostern feiern,
die dich verschlucken roh und gar,
dann lachen sie und spaßen
a conto Osterhasen.
Doch wer von ihnen denkt dabei
an Dich, Du Mikrowelt in einem Ei!?
 

Friedrich Güll 1812-1879
Das Osterhäslein

Drunten an der Gartenmauer
hab' ich sehn das Häslein lauern.
eins, zwei, drei: legt's ein Ei,
lasst uns niederducken!
Seht ihr's ängstlich um sich gucken?
Ei, da hüpft's und dort schlüpft's
durch die Mauerlucken.
Und nun sucht in allen Ecken,
wo die schönsten Eier stecken,
rot und blau, und grün und grau
und mit Marmorflecken.

Friedrich Spee von Langenfeld 1591 - 1635
Zur Osterzeit

Die ganze Welt, Herr Jesus Christ,
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.

Jetzt grünet, was nur grünen kann,
die Bäum zu blühen fangen an.

So singen jetzt die Vögel all.
Jetzt singt und klingt die Nachtigall.

Der Sonnenschein jetzt kommt herein
und gibt der Welt ein’ neuen Schein.

Die ganze Welt, Herr Jesus Christ,
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.

A. H. Hoffmann von Fallersleben 1798 - 1874
Willkommen Ostertag

Was soll denn das bedeuten,
Schneeglöckchen hübsch und fein?
Wir wollen nichts, wir läuten
ja nur den Frühling ein.

Bald wird es Sonntag werden,
und vor Gottes Altar
steigt aus dem Schoss der Erden
der Blumen bunte Schar.

Die grünen Augen brechen
dann auch in Busch und Hag,
und alle Blüten sprechen:
Willkommen, Ostertag!

Adolf Böttger (1815 - 1870)
Die Glocken läuten das Ostern ein

Die Glocken läuten das Ostern ein
In allen Enden und Landen,
Und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder erstanden.

Es atmet der Wald, die Erde treibt
Und kleidet sich lachend mit Moose,
Und aus den schönen Augen reibt
Den Schlaf sich erwachend die Rose.

Das schaffende Licht, es flammt und kreist
Und sprengt die fesselnde Hülle,
Und über den Wassern schwebt der Geist
Unendlicher Liebesfülle.

Heinrich Hoffmann 1809-1894
Ostertag

Fünf Hasen, die saßen beisammen dicht.
Es macht ein jeder, ein traurig Gesicht.
Sie jammern und weinen.
Die Sonn' will nicht scheinen!
Bei so vielem Regen.
Wie kann man da legen den Kindern das Ei?
O weih, o weih!
Da sagte der König:
So schweigt doch ein wenig!
Lasst Weinen und Sorgen.
Wir legen sie morgen!

Adolph Böttger 1815-1870
Osterlied

Die Glocken läuten das Ostern ein
in allen Enden und Landen,
und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder erstanden.

Es atmet der Wald, die Erde treibt
und kleidet sich lachend mit Moose,
und aus den schönen Augen reibt
den Schlaf sich erwachend die Rose.

Das schaffende Licht, es flammt und kreist
und sprengt die fesselnde Hülle,
und über den Wassern schwebt der Geist
unendlicher Liebesfülle.

Angelius Silesius 1624-1677
Osterjubel

Jetzt ist der Himmel aufgetan,
jetzt hat er wahres Licht!
Jetzt schauet Gott uns wieder an
mit gnädigem Gesicht.
Jetzt scheinet die Sonne
der ewigen Wonne!
Jetzt lachen die Felder,
jetzt jauchzen die Wälder,
jetzt ist man voller Fröhlichkeit.

Jetzt ist die Welt voll Herrlichkeit
und voller Ruhm und Preis.
Jetzt ist die wahre, goldne Zeit
wie einst im Paradeis.
Drum lasset uns singen
mit Jauchzen und Klingen,
frohlocken und freuen;
Gott in der Höh sei Lob und Ehr.

Jesus, du Heiland aller Welt,
dir dank ich Tag und Nacht,
daß du dich hast zu uns gesellt
und diesen Jubel bracht.
Du hast uns befreiet,
die Erde erneuet,
den Himmel gesenket,
dich selbst uns geschenket,
dir, Jesus, sei Ehre und Preis.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910
Blauer Himmel und weiße Blüten

Blauer Himmel und weiße Blüten,
ein göttliches Begüten
liegt über aller Welt;
es ist ein himmlisch Hüten,
das uns in Armen hält.

Weiß nicht, wohin mich’s leite,
weiß nicht, wohin ich schreite,
mein Herz ist wohl bestellt:
Ich wandre in die Weite,
wohin es Gott gefällt.

Der hat mit tausend Blüten
mir meinen Weg erhellt.

Emanuel Geibel 1815-1884
Am Ostermorgen

Die Lerche stieg am Ostermorgen
empor ins klarste Luftgebiet
und schmettert’, hoch im Blau verborgen,
ein freudig Auferstehungslied.

Und wie sie schmetterte, da klangen
es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
wach auf, du froh verjüngte Welt!

Richard Koppin 1879 - 1939
Ostern

VIOLETTE Wellen schwingen
über braunen Brachgeländes dampfende Schollen.
Millionen funkelnder Sonnenstrahlen
tanzen mit lächelndem Gruß
auf Goldsandalen durch taufrische Lande. 
Am Wege die jungen Birken,
mit bräutlichen Schleiern angetan,
wiegen sich leicht in den Hüften,
frühlingsahnungstrunken.

Irgendwo im leise grünenden Gezweig
hängt ein lockendes Amsellied ...
Sehnsucht flügelt durch die Luft.
Den Weg herauf rieseln, verloren,
ein paar welke Blätter,
wie klirrendes Glas —,
späte Mahner herbstbunter Vergänglichkeiten ...

Die aber ruhen längst
unter nun berstenden Schollen
einer verjüngten, fruchtersehnenden Erde,
kehren wieder als frühlingsfrische Pracht
neu hoffender, selig tanzender Sonnentage ...

Auferstehen ringsum aus Dunkelheiten
winterlicher Erdenhaft,
aus Enge und Qual...

Heiland — Menschen — Völker — Welten:
Alles kommt zur Erlösung und ewigen Wiederkehr!

Marie Paschke-Diergarten 1870 - ?
Ostern

Überall Glockenklang,
trautes Geläut,
Lenzesnah'n, Festgesang,
Ostern ist heut!

Ueberall Sonnenschein,
Jubel und Glück.
Warum bei mir allein
trübt sich der Blick?

Fröhliche Osterzeit
rufst mir zurück
kaum überwund'nes Leid,
verlor'nes Glück!

*Quelle: Deutsche Gedichtebibliothek

Eduard Baltzer 1814-1887
Ostern

Laß Dich Täuschung nicht umweben,
Lerne das Naturgebot:
Aus dem Tode quillt das Leben,
Aus dem Leben reift der Tod.

Julius Sturm 1816 - 1896
Osterlied

Höher steigt die Ostersonne,
Und ihr warmer goldner Strahl
Weckt zu neuer Frühlingswonne
Sanft das winterliche Tal.

Heimlich schmolz der Schnee am Berge,
Krachend taut das Eis im Fluss,
Und schon bringt die erste Lerche
Mir den Auferstehungsgruß.

Singt sie auch noch über Grüften,
Bricht sich doch das Leben Bahn,
Und schon weht es aus den Lüften
Mich wie Duft von Veilchen an.

Ach, wie schlug mein Herz beklommen,
Bis der raue Winter schwand!
Schöner Lenz, sei mir willkommen,
Schmücke reich mein Vaterland.

Dass es blühend sich erneue,
Schwinge deinen Zauberstab,
Und der Blumen schönste streue
Still auf unsrer Helden Grab.

*Quelle: Deutsche Gedichtebibliothek

Julius Sturm 1816 - 1896
Ostern

O Herr, wie hast du wieder
Die Deinen reich bedacht!
Du schenkst uns frohe Lieder
Und duft’ge Blütenpracht.

Und unsern Schmerz zu mildern,
Wenn wir an Gräbern stehn,
Weissagst du uns in Bildern
Ein selig Auferstehn.

Horch! rings in allen Landen
Tönt Gruß und Felsgeläut:
Christ ist vom Tod erstanden
Und Ostern ist es heut.

Otto Baisch 1840 - 1892
Ostern

Ostern, Auferstehungsfeier,
Jahresmorgen der Natur,
streifst den letzten Winterschleier
Von der neubelebten Flur,
Die sich froh dir überlässt,
Schönes Auferstehungsfest!

Julius Sturm 1816 - 1896
Karfreitag

O Liebe ohnegleichen,
Die ohne Worte spricht
Aus diesem todesgleichen,
Hochheil’gen Angesicht!

Um mich hast du geworben
In heißer Leidensglut,
Für mich bist du gestorben
Und opfertest dein Blut.

Dein Bild ist mir gegeben
Zum Trost in banger Zeit,
Dein Tod verleiht mir Leben,
Dein Blut Gerechtigkeit.

O seliges Genügen
Erlöst von Schuld und Fluch,
Les‘ ich auf heil’gen Zügen
Der Gnade Segenspruch.

Alfred Formey 1844 - 1901
Palmsonntag in der Frühe ...

Palmsonntag in der Frühe
Spricht Christ zum Himmelszelt:
In Purpurpracht erglühe
Weit über alle Welt;
Dass sie des Tags gedenken,
Da ich vom Ölberg kam,
Und aller Sünde Kränken
Barmherzig auf mich nahm!

Palmsonntag in der Frühe
Spricht Christ zum stillen Wald:
Im hellsten Grün erblühe,
In vollster Lichtgestalt;
Dass weithinaus Dein Grüßen
Erinn’rung still erneut,
Wie einst zu meinen Füßen
Man Palmen fromm gestreut.

Palmsonntag in der Frühe
Spricht Christ zum Herzen mein:
Nun denke Meiner Mühe
Und Meiner Todespein!
Nimm Deines Glaubens Palmen,
Und gib Mir das Geleit
Zum Kreuz und zu den Psalmen
Der ew’gen Herrlichkeit!

Alfons Petzold 1882 - 1923
Karwoche

In jenen Nächten, die vor Ostern sind,
Da sollt ihr wach sein, wie am hellen Tage.
Da bebt in allen Dingen eine Klage
Und weinen sich die großen Sterne blind.

Durch alle einsam-stillen Gassen schwebt
Ein langer Zug tieftrauriger Gestalten,
Die alle Blumen in den Händen halten,
In denen gleichfalls Leid und Liebe bebt.

Und wo ein Kreuzholz aufgerichtet steht,
Oft kaum gekannt von Licht und Regenschauer,
Reiht sich darum der stumme Zug der Trauer
Und schmückt das Holz mit Blumen und Gebet.